“Seminarworkshop vorbereiten!” – Der Leiter eines Online-Seminars berichtet

Themenwochen Online-Lernen
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 15. September 2009 von joachim-happel in einem Blog auf rpi-virtuell.net veröffentlicht.

Jochen Hundhausen ist Lehrer an der Grundschule am Sommerberg in Weilrod-Riedelbach/Hessen u.a. für ev. Religion. Er war lange Zeit in der Beratung und Fortbildung im Bereich Neue Medien an Grundschulen tätig. Seit 2007 arbeitet er mit rpi-virtuell und leitet dort Online-Seminare.

Frank Wessel ist Schulreferent für zwei Kirchenkreise der Ev. Kirche im Rheinland und unterrichtet an einem Gymnasium. Seit 2005 konzipiert und moderiert er Online-Seminare. Er koordiniert bei rpi-virtuell die regelmäßig durchgeführten Angebote Start- und Seminarworkshop.

Ein Online-Seminar aus Leitungssicht

  • Sechs Wochen vorher: Seminarworkshop vorbereiten!
  • Teambuilding: Leitung – Lernbegleitung – Support
  • “Los geht’s!”- Die erste von vier Seminarwochen
  • Qualitätsentwicklung durch regelmäßige Evaluation
  • Zum guten Schluss: Teilnahmebestätigung und Abschiedsgruß
  • “Nach dem Seminar ist vor dem Seminar”

Sechs Wochen vorher: Seminarworkshop vorbereiten!

Beim allmorgentlichen Blick in meinen Kalender finde ich den Eintrag: “Seminarworkshop vorbereiten!”. Es ist schon wieder soweit. Prompt bekomme ich zwei Stunden später eine Mail von unserem gut gelaunten Teamleiter: “Lass uns mal die Ärmel hochkrempeln und den nächsten Seminarworkshop angehen!”

Seminarraum und Vorbereitungsraum

Auf der Internet-Plattform rpi-virtuell können Schülerinnen und Schüler und Erwachsenengruppen gemeinsam arbeiten. Diese Räume kann man ganz beliebig ausgestalten – wie es für die Gruppe am besten passt. Im Seminarworkshop, den wir anbieten, erfahren die Teilnehmenden, wie sie solche Räume einrichten. Für Vorbereitung und Zusammenarbeit haben wir ein “Lehrerzimmer” eingerichtet. Dort sind alle interaktiven Werkzeuge und Materialien deponiert, die wir in den Online-Fortbildungen verwenden. Wir führen das einmonatige Seminar in einem eigens dafür angelegten Raum durch. Die aktuellen Inhalte kopieren wir einfach aus dem Vorbereitungsraum in den
Seminarraum.

Unser virtuelles “Gedächtnis”: Die Kooperationsmappe
Ich logge mich bei rpi-virtuell ein und werfe einen Blick in unsere sogenannte “Kooperationsmappe” oder kurz “Koopmappe”, die im Vorbereitungsraum liegt.Die Koopmappe ist das zentrale Dokument für die Organisation vor, während und nach Durchführung des Seminars. Dort sammeln wir benötigte Daten, Listen, Ablaufpläne, Notizen usw. Der Teamleiter hat bereits die Teilnehmerliste in der Mappe aktualisiert. Es sind diesmal zwölf Teilnehmer und Teilnehmerinnen.

Klasse! Das ist eine Anzahl, mit der man gut in einem Online-Seminar arbeiten kann. Ich schaue mir noch einmal die Notizen zum letzten Durchgang an: Die Aufgabenstellung der vierten Seminarwoche müssen wir noch einmal überarbeiten. Ich füge das gleich in unserer To-Do-Liste ein.

Teambuilding: Leitung – Lernbegleitung – Support

Der nächste Schritt gilt dem Teambuilding. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer bekommen einen Lernbegleiter an die Seite gestellt, die sie bei ihren Lernfortschritten begleiten und unterstützen. Zum Team gehört außerdem ein Supporter der den Teilnehmenden bei technischen Fragen und Problemen weiterhilft – eine wichtige Aufgabe gerade in einem Online-Seminar.

Lernbegleitung als Praktikum
Nicht selten übernehmen Praktikantinnen oder Praktikanten die Aufgabe der Lernbegleitung. Sie begleiten ein bis zwei Teilnehmende. Dabei stehen sie in engem Kontakt mit der Seminarleitung. In Telefonaten vor Beginn, in der Mitte und zum Abschluss des Workshops wird der Rollenwechsel vom Teilnehmer zum Lernbegleiter beleuchtet und Fragen besprochen. Bei erfolgreichem Abschluss erhalten sie eine Praktikumsbestätigung.

Vorarbeiten erledigen
In den nächsten Tagen gibt es einiges zu tun: Den Seminarraum aufräumen und für die neue Gruppe vorbereiten, eine Aufgabenstellung überarbeiten, die sich im letzten Durchgang als etwas unklar erwies, Termin für gemeinsame Telefonkonferenz des Teams finden und Einladungen dazu verschicken, TOPs für die Telefonkonferenz zusammenstellen. Diese Aufgaben arbeiten wir in den nächsten Wochen nach und nach ab.

Erste Teamkonferenz und Einladung
Ein bis zwei Wochen vor Beginn des Workshops “treffen” sich alle Mitglieder des Seminarteams in einer Telefonkonferenz. Wir besprechen gemeinsam den Ablauf, die Zuständigkeiten, die Nahtstellen und etwaige Schwierigkeiten.Etwa eine Woche vor dem offiziellen Beginn gehen die Einladungsmails an die Teilnehmenden hinaus und der Seminarraum wird “eröffnet”. So können die Seminarmitglieder in Ruhe im virtuellen Seminarraum ankommen, sich ihren “Mitstreitern” vorstellen und das ein oder andere schon einmal ausprobieren. Sie erhalten Informationen zum Ablauf und Organisation des Seminars und erfahren, welche Voraussetzungen für den Erhalt einer qualifizierten Teilnahmebescheinigung zu erfüllen sind.

“Los geht’s!”- Die erste von vier Seminarwochen
Dann startet das Seminar. Das erste Seminarinfo geht an die Teilnehmenden hinaus – besser gesagt: Sie holen es sich im Seminarraum ab. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben bereits am Startworkshop teilgenommen und kennen sich aus.
Zur Sicherheit erhalten aber alle noch einmal eine Beschreibung, wie man sich die PDF-Datei herunterladen kann. Bei Schwierigkeiten ist natürlich unser Support zu Stelle und klärt eventuelle Ungereimtheiten. Spätestens in der zweiten Woche ist das Herunterladen Routine – das sind die kleinen Dinge, die man so nebenbei lernt.

Lernangebote: Pflicht und Kür
Im Seminarinfo finden die Teilnehmer die Informationen und Anleitungen für das erste Thema der insgesamt vier Seminarwochen. Damit verbunden sind Lernangebote, die in “Pflicht” und “Kür” unterteilt sind. Die Pflichtaufgaben sind auf jeden Fall zu bearbeiten. In der “Kür” wird das Thema noch einmal vertieft oder ein neuer Aspekt eingebracht.

Das Forum moderieren und die Lernenden begleiten
Als Seminarleiter habe ich bereits die ersten Forenstränge für den Austausch eingerichtet. Im gemeinsamen Forum begleite ich die Aufgabenstellungen, erläutere den Hintergrund und beantworte Anfragen. Dabei gilt es, den einen oder anderen Stein aus dem Weg zu räumen, an einer Steigung anzufeuern oder zur Not auch etwas zu schieben und natürlich zu applaudieren, wenn der “Bergkamm” erreicht wird.In dieser Weise begleite ich als Seminarleiter die ganze Lerngruppe. Die Lernbegleiterin und der Lernbegleiter, die mit mir zusammenarbeiten, unterstützen die Teilnehmenden individuell.
Sie sind so etwas wie das Begleitfahrzeug, das in persönlichem Kontakt bleibt und regelmäßig einmal in der Woche eine Rückmeldung via Mail gibt. So geht es über die gesamte Seminarzeit: Jede Woche wird ein neues Seminarinfo mit Anleitungen, Anmerkungen und Aufgaben den Lernenden “freigegeben”.

Kooperatives Lernen beflügelt
Meist entwickelt sich im Seminar eine Eigendynamik. Als Seminarleiter bringe ich die wöchentlichen Anmoderation und hier und da eine Zusammenfassung ein. Alles andere nehmen im optimalen Fall die Teilnehmenden selbst in die Hand: Sie gehen gemeinsam interessanten Fragen nach und befruchten sich gegenseitig in Diskussionen und mit ihren Arbeitsergebnissen.
Das ist beabsichtigt – und das ganze Team freut sich jedes Mal, wenn solch ein konstruktiver und lehrreicher Austausch entsteht. Die Teilnehmenden erfahren so, wie inspirierend und bereichernd diese Art von Lernen sein kann.

Qualitätsentwicklung durch regelmäßige Evaluation
Es ist wie in der Schule: Die Themen sind gleich, aber jedes Seminar verläuft ein bisschen anders. Deshalb beobachten und analysieren wir im Seminarteam den Verlauf: Wie kommen die Teilnehmenden mit dem Seminarinfo und den Aufgaben zurecht? Wieso kam eine Diskussion im Forum nicht so richtig in Schwung? Ist das wöchentliche Pensum angemessen? Müssen Themen neu in das Seminar aufgenommen werden?
Hinzu kommt, dass sich die Technik und Benutzung von rpi-virtuell immer weiterentwickelt.

Wie kann das Angebot noch teilnehmergerechter werden?
Der Seminarworkshop unterliegt damit immer einer gewissen Dynamik von innen und von außen. Dieser Dynamik müssen und wollen wir gerecht werden. Wir diskutieren unsere Beobachtungen und Überlegungen. Gemeinsam denken wir dann darüber nach, wie wir unser Angebot noch teilnehmergerechter machen können.

Zwischen- und Endevaluation
Ein wichtiges Instrument sind dabei die Rückmeldungen der Teilnehmer. In einer Zwischen- und Endevaluation bitten wir die Teilnehmer, ihre persönlichen Ziele und Lernfortschritte zu beobachten. Wir holen ihre Rückmeldungen ein zu Auffälligkeiten und Anmerkungen zum Seminaraufbau und -inhalten.
Das gibt uns wertvolle Hinweise über mögliche zukünftige Baustellen oder bestätigt uns in unserer bisherigen Arbeit.Ein wichtiger Pfeiler ist die Kommunikation innerhalb des Leitungsteams während des Seminars. Alle Verantwortlichen stehen in regelmäßigem Kontakt miteinander. Gerade die Lernbegleitung und der technische Support erhalten durch den persönlichen Kontakt zu “ihren” Teilnehmenden ein genaues Bild davon, wo es zu Problemen kommt und was wichtig für die Teilnehmenden ist.
Gebündelt durch die interne Kommunikation im Team bleiben diese Punkte im Gedächtnis und tragen so zur Weiterentwicklung des Seminars bei.Zusammenarbeit im Seminarteam
Man merkt, dass Kommunikation ein Schlüsselwort ist im Seminarteam. Leitung, Lernbegleitung und Support arbeiten Hand in Hand. Gleichzeitig wohnen wir Hunderte von Kilometern auseinander. Trotzdem sind wir ein tolles Team und die Zusammenarbeit macht Spaß.

Dafür muss man sich gut verstehen und sich auf einander verlassen können. Eine optimale Vorbereitung dafür sind die Module B und C, in denen Interessierte lernen, wie man im virtuellen Raum kommuniziert und was die virtuelle Zusammenarbeit fördert und behindert. Damit die Zusammenarbeit im Team klappt, werten wir auch diese regelmäßig aus. Wir überlegen uns, was gut lief und was wir noch verbessern können.

Zum guten Schluss: Teilnahmebestätigung und Abschiedsgruß
Nach vier Wochen heißt es Abschied nehmen. Im Forum gibt es den Abschiedsgruß. Und die Teilnahmebescheinigungen werden verschickt. Der Weg zur Ausstellung dieser Bescheinigungen führt über die abschließende Telefonkonferenz des Leitungsteams. Die Lernbegleiter sind im Bilde darüber, wie und woran die einzelnen Teilnehmenden gearbeitet haben. Sie werten nun aus, ob alle Pflichtaufgaben erledigt sind. Dafür wird auch das Lerntagebuch, das die Teilnehmenden zu Beginn angelegt haben, hinzugezogen.Für die Teilnehmenden endet der Seminarworkshop, wenn sie ihre Teilnahmebescheinigung erhalten haben. Damit endet auch die Lernbegleitung. Der virtuelle Seminarraum steht den Teilnehmenden meist noch einen weiteren Monat offen, damit sie vielleicht das eine oder andere noch einmal nachschauen oder intensivieren können.
Für die Seminarleitung gilt jedoch “Nach dem Seminar ist vor dem Seminar”.

“Nach dem Seminar ist vor dem Seminar”

Mit dem Protokollieren der letzten Telefonkonferenz und dem Versand der Teilnahmebescheinigungen endet die Nachbereitung. Nun heißt es erst einmal “Ärmel wieder runterkrempeln und entspannen”. In meinem Hinterkopf schwirren noch Gedanken an das letzte Seminar. Der Raum, in dem wir uns treffen, ist virtuell, aber die Menschen und die Begegnungen sind real, hat ein Kollege gesagt. Und wie im echten Leben kommt es zu bereichernden, interessanten und herausfordernden Begegnungen, die einen so schnell nicht loslassen.

Gleichzeitig steht in einigen Wochen das kommende Seminar vor der Tür. Gut, dass die schon erwähnte Koopmappe nichts vergisst. Manche Punkte auf der To-Do-Liste wollten wir bereits vor der Vorbereitungsphase abarbeiten. Vielleicht sollten wir übermorgen schon einmal damit beginnen?!

CC BY-SA 4.0 “Seminarworkshop vorbereiten!” – Der Leiter eines Online-Seminars berichtet von Frank Wessel ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.