Es ist doch zum aus der Haut fahren. Wie ich versuche, meiner Arbeit nachzugehen, schleicht sich ein Mensch von der Firma unseres Datenschutzbeauftragten hinein und will wissen, welche Maschine ich bediene und welche Microsoft-Produkte auf meinem LapTop denn laufen. Es müsse nämlich den upgrade auf W…. 10 geben, weil der Support für die 7er-Version demnächst auslaufe.
Ich kann es ja nicht lassen. Ich frage nach (sorry, er hat nur die Entscheidungen anderer umzusetzen), warum denn ein Betriebssystem installiert werden soll, dass nach Ansicht des CCC mehr spyware, denn eine ordentliche Software ist (https://twitter.com/frank_rieger/status/999319383917957121?ref_src=twsrc%5Etfw).
Diese Anfrage hatte ich schon einmal an unseren bestallten Datenschützer gerichtet. Darauf verlegenes Geraschel mit Papieren und Füssescharren und die Antwort: „Auch im LibreOffice-Paket hat es vor Jahren schon mal eine Datenschutzpanne gegeben.“ Gab es tatsächlich – einmal – vor längerer Zeit, und wieder eine (nicht mehr ganz) aktuell Anfang 2019. Die Betonung liegt dabei auf dem ein- bzw ein-paarmal. In der free- und open-Welt gibt vermutlich ähnlich viele Bugs, Sicherheitslücken und CO, wie bei Microsoft und Apple. Aber im Gegensatz zu denen, gibt es in der weltweiten Entwickler-Community des free and open keine Interessen, so etwas unter dem Teppich zu halten. Im Gegenteil gibt es das Interesse, so etwas rasch zu fixen. Es gibt also (fast) immer (leider war OpenOffice nicht ganz so schnell) updates, die solche Lücken beheben – und das zur Not täglich. Der (beinahe) Monopolist macht das allenfalls einmal monatlich.
Die Anfrage an den Datenschützer heute wurde mit einem doppelten Hinweis beantwortet: Schließlich hätten verschiedene (Achtung: plural!) Kommunen den Schritt wieder von Linux zurück unternommen. Ich verwies auf denkbare Geschäftspraktiken des Monopolisten. Dann wurde noch nachgekartet: Man könne vom Enduser nicht erwarten, dass er zu einem kleinen Computerexperten ausgebildet wird…
Hallo….?????
Hier im Büro werden die Computer so zugeschnürt, dass die Nutzer ihre Programme bedienen, aber keinesfalls in den Einstellungen herumfummeln können. Das Argument, man bräuchte für ein anderes Betriebssystem vertiefte Computerkenntnisse, zieht also nicht. Wenn sowieso das Betriebssystem umgebaut wird und damit ein neues Layout auf den Monitor kommt, dann macht es doch eigentlich keinen Unterschied. Oder halten Administratoren die Endnutzer für so blöd, dass sie den Aus-Schalter nicht finden, wenn er an anderer Stelle platziert ist? Oder ist der Nutzer schon überfordert, wenn das Office-Paket plötzlich „Open“ heißt und das Mailprogramm keine Aussicht mehr verheißt?
Es ist schon erstaunlich, wie stark die Vorurteile gegenüber Betriebssystemen und Programmen sind, wenn sie nicht von dem Monopolisten kommen, der seit den PC-Aktionen des großen Discounters in den 1990ern den Markt beherrschen will. Free and open fordert den mündigen Bürger. Man könnte meinen, dies sei nicht in allen Bereichen unserer Republik erwünscht…
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